„Notlagen werden immer komplexer“
Fachkräftemangel, Tarifsteigerungen und nicht zuletzt eine hohe Nachfrage nach Betreuungsplätzen setzen die stationäre Kinder- und Jugendhilfe unter Druck. Dazu komme, so Geschäftsführer Andreas Schmitz des Alexianer Martinistifts, dass die Problemlagen, die sich den Trägern bei den Jugendlichen stellen, immer komplexer werden. Damit einher gehe eine deutlich gesteigerte Gewaltbereitschaft gegenüber den Mitarbeitenden, fügt Sven Homann, Pädagogischer Leiter der Einrichtung, hinzu. So sei es bisweilen nötig, den Personalschlüssel für die Betreuung der Gruppen zu erhöhen. Doch stelle sich dies vermehrt als ein schwieriges Anliegen heraus, bedauert Schmitz. Der im Sozialbereich vorherrschende Fachkräftemangel gestalte sich auch in der stationären Kinder- und Jugendhilfe immer prekärer.
Panske machte deutlich, dass es ein zentrales Anliegen der Landesregierung sei, dem Fachkräftemangel auch in der stationären Kinder- und Jugendhilfe zu begegnen und im Sinne der Kinder, Jugendlichen und Familien, aber insbesondere auch zur Unterstützung und Entlastung der in der Jugendhilfe tätigen Personen, Lösungen umzusetzen: „In NRW haben wir in enger Abstimmung mit allen Akteurinnen und Akteuren eine Fachkräfteoffensive für Sozial- und Erziehungsberufe initiiert. So erarbeiten beispielsweise die beiden Landesjugendämter Rheinland und Westfalen-Lippe aktuell unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbände und der Landes-arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Maßnahmen, mit denen dem Personalmangel in den (teil-) stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe kurzfristig begegnet werden soll. Erste Maßnahmen sollen zeitnah veröffentlicht werden. Klar ist aber, dass wir aber einen langen Atem brauchen werden, um diese Herausforderung meistern zu können“.
Ein Verteilungs- und damit auch Verdrängungswettkampf in der freien Wohlfahrtspflege sei dabei nicht zielführend. Während in der Corona-Pandemie Plätze abgebaut und Wohngruppen wegen mangelnder Nachfrage geschlossen wurden, bestehe nun die Gefahr eines Versorgungsdefizits. Schmitz berichtete von heilfrohen Jugendämtern, für die erst der Anruf bei der zwanzigsten Einrichtung zum gewünschten Erfolg führe. Dem müsse entgegengewirkt werden, da waren sich alle Beteiligten einig. Schmitz und Homann identifizierten dabei viele Stellschrauben, ob groß oder klein, die für Entlastung sorgen könnten. Verbesserungspotenzial sahen sie insbesondere bei der Auslegung des Fachkraftgebotes, der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder flexibler Arbeitszeitgestaltung. Panske nahm die Anliegen dankend mit auf den Weg nach Düsseldorf.